Dill, Otto
Neustadt/Weinstraße 1884 – 1957 Bad Dürkheim
Otto Dill zählt heute zu den wichtigen Vertretern des Impressionismus in Deutschland. Der Weg zum Maler war in seiner Jugend aber noch nicht vorgezeichnet; nach der Schule absolvierte er eine kaufmännische Lehre und wurde Angestellter. Erst mit 24 Jahren (1908) entschloß er sich zum Studium der Malerei an der Münchner Akademie, wo er aufgrund seiner Vorliebe für Tiere Meisterschüler des impressionistischen Tiermalers Heinrich von Zügel wurde (bis 1914). Von ihm übernahm er zunächst die Malweise mit den stark aufgetragenen, dicken Farben, den virtuosen Pinselhieben, die anfangs in erdigen Tönen gehalten waren. In dieser Zeit bevorzugte er die Darstellung des Arbeitstieres.
Von Anfang an beschäftigte Dill aber auch das Thema „Raubkatzen“, das er bis ins hohe Alter hinein immer wieder aufgriff und das ihm später den Spitznamen „Löwen-Dill“ eintragen sollte. Schon als Knabe hatte Dill als eifriger Zoobesucher ein besonderes Verhältnis zu diesen Tieren gefunden und sie genau beobachtet; er war ein hervorragender Zeichner, der die Tiere schnell und sicher skizzierte. Überhaupt bildete die Zeichnung die Grundlage seiner Malerei – noch im Alter begann er den Tag mit einer Zeichenstunde, erst dann begab er sich ans Malen.
Stehen die frühen Bilder in der Tradition der Malerei Heinrich von Zügels, so erhielt Dill durch zahlreiche Reisen die Impulse zur eigenen Handschrift und zu größerer Vielseitigkeit. Besonders seine erste Afrikareise 1924 eröffnete ihm eine neue Welt. Von nun an entstanden neben Raubtieren und Pferden auch zunehmend Landschaften – auch viele Ansichten aus der Pfalz, die Dill als seine Heimat sehr liebte – Städtebilder aus aller Welt, welche das elegante Treiben beim Corso in Rom, auf den Champs-Elysées in Paris oder auf der Lichtentaler Allee in Baden-Baden aufgreifen, sowie Stilleben, Marinen und natürlich Darstellungen von Beduinen und Araberschlachten. Typisch für Dills Veduten sind oft ein erhöhter Betrachterstandpunkt und eine gewisse Ausschnitthaftigkeit durch angeschnittene Bildgegenstände.
Dills Malweise wurde im Lauf der Zeit heller und durchsichtiger. Bis in die vierziger Jahre hinein spürt man eine Verbindung von Flächigkeit und vibrierender impressionistischer Pinselführung. Danach änderte sich seine Betrachtungsweise und die Bilder erhielten eine aquarellhafte Aufhellung. Dill verdünnte die Farbe und ging so zum Flächig-Lasierenden über, er verzichtete auf starke Lichter und Lichteinfälle zugunsten eines gleichmäßigen inneren Leuchtens. In der Spätzeit findet man neben seinen Pfalz- und Tessiner Landschaften vor allem Pferdegespanne, Kutschfahrten, Rennplatzszenen und Stilleben.
Schon zu Lebzeiten erhielt Dill viele Ehrungen. Der Professorentitel wurde ihm 1924 durch die Bayrische Staatsregierung verliehen, außerdem war er Mitglied der Münchner Sezession, der Wiener Sezession und 1949 Ehrenmitglied der Hochschule der Bildenden Künste in München.