Kunsthaus Bühler Art Stuttgart
ALFRED LÖRCHER Mädchen, seine Haare flechtend

„Mädchen, seine Haare flechtend“ (1923/24)

Schwarzer Ton, gebrannt – Höhe: 13,5 cm

Wvz. Grüterich Nr. P 95

"Lörcher, Sitzende, blickt in einen Handspiegel, 1947"

ALFRED LÖRCHER
Stuttgart 1875 - 1962 Stuttgart

"Sitzende, blickt in einen Handspiegel"  1947
Roter Sandstein - 49 x 52 x 21 cm
Übertragung der Terracotta Wvz. Grüterich
Nr. P 47 durch Schönfeld

ALFRED LÖRCHER Bankett

„Bankett“ (1948)

Terracotta – 26,1 x 33 cm

Wvz. Grüterich Nr. R 22

Lörcher Drei ruhende Sportler

ALFRED LÖRCHER
Stuttgart 1879 – 1962 Stuttgart

„Drei ruhende Sportler“ (1956)
Bronze – 6 x 15 x 9,5 cm
Wvz. Grüterich Nr. P 161

ALFRED LÖRCHER Zwei Badende

„Zwei Badende“ (1924)

Terracota – 48,5 x 57,5 x 13 cm

Wvz. Grüterich Nr. R 6

ALFRED LÖRCHER Reiter im Galopp

„Reiter im Galopp“ (1946-49)

Terrakotta – 25,8 x 44 cm

Wvz. Grüterich R 27.1

ALFRED LÖRCHER Drei Schwimmerinnen am Start

„Drei Schwimmerinnen am Start“ (1957)

Bronze – 6,9 x 18,3 x 16,9 cm

Wvz. Grüterich P 173

Lörcher, Alfred

Stuttgart 1875 – 1962 Stuttgart

Nach einer Lehre in der Bronzegießerei von Paul Stotz in Stuttgart ging Lörcher an die Kunstgewerbeschule nach Karlsruhe (1892 – 94). 1896 – 98 war er an der Kunstgewerblichen Werkstätte in Kaiserslautern, wo er sich mit der Steinbildhauerei befaßte. Bis 1902 besuchte er sodann die Münchner Akademie unter Prof. von Rümann, und kehrte darauf als freischaffender Künstler nach Stuttgart zurück.

1905 reiste er nach Italien und besuchte Rom, Neapel und Sizilien. Dort entdeckte er für sich die archaische Plastik, deren geschlossene Strenge den entscheidenden Impuls für seinen frühen und eigenständigen Stil gab. Er begann, seine Einzelfiguren durch das Aneinanderfügen geometrisch-kubischer Körper rhythmisch zu gliedern. Daraus folgte eine starke Vereinfachung, die er, als er 1909 nach Berlin zog, bis 1914 immer mehr herausarbeitete. Marlies Grüterich bezeichnet in ihrem Buch über Lörcher die Berliner Phase als die Zeit „organisch-kubischer Rundplastik“. Dabei ist zu beachten, daß Lörcher sein System der Abstraktion gleichzeitig auf die reale Wirklichkeit zu übertragen versuchte: „Im Gegensatz zu Lehmbruck wollte Lörcher eine auf die normale Wirklichkeit wieder übertragbare Kunstschönheit. Sie lag seinem erfindenden Realitätssinn näher als das schweifende Gefühl“ (M. Grüterich, Alfred Lörcher, Stuttgart 1976, S. 45).

Zunächst suchte der Künstler seine Idee in der unbewegten Einzelplastik zu verwirklichen. Um 1935 griff er die Bewegung auf, er ließ seine Figuren eine Tätigkeit verrichten. Waren diese Bewegungen anfangs noch in der Form unbeweglich, so steigerte sich zu Beginn der 50er Jahre der Wille zur Darstellung einer momentanen Situation. Nun fing Lörcher schon vereinzelt an, die Plinthen seiner Plastiken zu vergrößern und der Einzelfigur einen größeren Aktionsraum zu geben.

Von 1919 – 1938 war Lörcher Professor an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule, 1938 – 1945 Lehrbeauftragter an der Stuttgarter Akademie. Die wichtigste Phase seines Werkes entstand indes nach 1945 im Ruhestand. Anhand alltäglicher Beobachtungen des Großstadtreibens, des Einzelnen in der Masse bei Theater- und Kinobesuchen, bei Konferenzen, entdeckte er den Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt, zum Raum und zum Gegenüber. Es ist die Kleinplastik und das Relief, die ihm eine Verwirklichung seiner Absichten ermöglichten. Lörcher ging zunächst aus von dem Miteinander zweier Figuren, die noch in relativ naher Sicht und mit kleiner Plinthe wiedergegeben wurden. Dann gestaltete er immer größere Gruppen, die anfänglich eng aufeinandergedrängt auf einer kleinen Fläche standen. Durch die Vergrößerung der Plinthen konnte er den Aktionsraum der agierenden Figuren vergrößern, das Spannungsfeld nun gegensätzlicher Parteien steigern und zugleich das Geschehen für den Betrachter in weitere Distanz rücken. Lörcher entwarf schließlich Plastiken mit Massendarstellungen, Panik und Revolution als Thema, bei denen auf jegliche Individualität der Einzelfiguren verzichtet wurde. Wohl löste Lörcher gegen Ende seines Lebens die Oberfläche der Figuren mehr auf, aber in allen Darstellungen, auch in denen der Masse, spürt man im geometrischen Gerüst der Körper noch jenes starke gliedernde Element, das unter dem Eindruck der archaischen Figur zum erstenmal aufgekeimt war.